Mobilität

Hopper Mobility im Interview – Wie sieht Mobilität in Zukunft aus?

Gemeinsam mit Hopper Mobility werfen wir im Interview einen Blick in die Zukunft innovativer Fahrzeugkonzepte

Lesezeit:

10 min

20.9.23

Hopper Mobility wurde als Start-up mit der Vision gegründet, Städte nachhaltiger und lebenswerter zu machen. Viele Konzepte vernachlässigen dabei allerdings die speziellen Bedürfnisse der Menschen, welche die Mobilitätslösungen schlussendlich nutzen sollen und wollen, bei der Frage, wie Mobilität in Zukunft mit dem Nachhaltigkeitsgedanken in Einklang gebracht werden kann. Hopper Mobility hat mit dem gleichnamigen Hopper ein Fahrzeugkonzept für den urbanen Raum als Alternative zum Auto geschaffen, welche die Menschen in den Mittelpunkt der Mobilität rückt.

Im Interview stellt sich das Team des jungen Start-ups unseren Fragen!

Wie setzt sich euer Team zusammen? Ist die aktuelle Konstellation auch das Gründerteam?

Wir sind momentan ein festes Team aus sieben Personen. Drei von uns, Martin, Philipp und Torben sind Gründer von Hopper Mobility, die anderen kamen später dazu und unterstützen in den Bereichen Produktion, Elektronik, Design, Marketing und Sales.

Was genau steckt hinter dem Begriff Hopper Mobility?

Der Hopper ist ein Fahrzeug, das den Alltag einfacher machen soll. ‚Hopper‘ kommt vom englischen Wort für hüpfen. In den Hopper hüpft man einfach hinein, ist schnell am Ziel und stellt ihn ab, wo gerade Platz ist – ohne große Parkplatzsuche. Das Hüpfen steht für die Einfachheit und Leichtigkeit, mit der das alles vonstatten geht.

Könnt ihr kurz beschreiben, was der Hopper eigentlich ist?

Der Hopper ist salopp gesagt ein Fahrrad mit Dach. Er vereint die Vorteile von Fahrrad und Auto. Er ist flexibel, nachhaltig, kompakt und kostengünstig im Betrieb. Gleichzeitig ist er aber auch komfortabel, bietet Wetterschutz und Schutz für die Insassen. Der Hopper ist ein ideales Stadtfahrzeug, weil man Staus auf dem Radweg umfährt und die Parkplatzsuche weitgehend vermeidet. Mit dem Hopper wollen wir auch eine Alternative fürs Auto schaffen. Wir möchten, dass so viele Menschen wie möglich umsteigen und mit dem Hopper – vor allem in der Stadt – platzsparend und nachhaltig, aber auch komfortabel und mit viel Spaß unterwegs sind.

Wie seid ihr zu der Idee gekommen, ein Auto und ein Fahrrad in einem Produkt zu bündeln?

Beide Fahrzeugkonzepte haben ihre Vorteile – und eben auch ihre Nachteile. Das Fahrrad ist flexibel und nachhaltig, aber hat nur begrenzte Transportkapazitäten und man hat schlichtweg kein Dach über dem Kopf. Für viele Menschen ist es dadurch nicht als Alljahresfahrzeug geeignet. Im Auto hingegen bleibt man trocken und man hat Platz für Gepäck, aber es nimmt sehr viel Raum ein und es hat – egal in welcher Form – eine schlechte CO2-Bilanz. Wir konzentrieren uns auf die Vorteile beider Fahrzeuggattungen und vereinen sie im Hopper.

Seht ihr Hopper als Alternative zum Auto oder eher als eine Weiterentwicklung des Lastenrades?

Der Hopper steht zwischen Auto und Fahrrad und vereint die beiden Welten miteinander. Gerade in der Stadt funktioniert das sehr gut. Die meisten Autofahrten in der Stadt finden mit einer Person statt und man hat wenig Gepäck dabei. Der Hopper bietet Platz für zwei Personen und einen ordentlichen Einkauf.

Verkehrsrechtlich gesehen ist der Hopper ein Pedelec, also ein Fahrrad mit E-Motor-Unterstützung bis 25 km/h. Mit dem Hopper kann der Fahrradweg genutzt werden, er darf dort geparkt werden, wo Platz ist und Führerschein, Anmeldung oder Versicherung sind nicht nötig. Zudem gilt das Pedelec in der Stadt auf kürzeren Strecken bis ca. 8 km als schnellstes Verkehrsmittel.  

Könnt ihr uns kurz die technischen Daten zusammenfassen?

Der Hopper ist mit etwas über zwei Metern Länge, knapp einem Meter Breite und etwa eineinhalb Metern Höhe sehr kompakt und kleiner als manches Lastenrad. Es gibt ihn als Ein- oder Zweisitzer. Beide Versionen haben einen abschließbaren Kofferraum, der beim Zweisitzer eine Getränkekiste und weiteres Gepäck fasst, während der Kofferraum beim Einsitzer etwa dreimal so groß ist.  

Der Hopper verfügt über zwei Räder vorne und eines hinten. Der Motor sitzt im Hinterrad und verfügt über eine Nenndauerleistung von 250 Watt mit 1350 Watt bei 110 Nm Drehmoment in der Spitze, das reicht für die allermeisten Steigungen vollkommen aus und schafft eine gute Beschleunigung im Stadtverkehr. Da es sich um ein Pedelec handelt, liegt die Maximalgeschwindigkeit bei 25 km/h.

Dank seiner Hinterradlenkung ist der Hopper extrem wendig und kann auf der Stelle drehen.

Der Hopper verfügt nicht über einen mechanischen Antrieb mit einer Kette. Stattdessen treten die Fahrenden in einen Generator, der Impulsgeber für den Motor ist. Die Batterie hat eine Reichweite von etwa 60 Kilometern. Sie kann einfach aus dem Fahrzeug genommen und an der Steckdose zuhause oder im Büro aufgeladen werden. Das zubuchbare Solardach lädt die Batterie zusätzlich auf, sodass der Hopper voraussichtlich zu 70 % des Jahres autark gefahren werden kann.

Das Hopper-Konzept für den urbanen Raum ©Hopper Mobility

Warum wurde aus dem innovativen Universum alternativer Antriebsstoffe ein E-Antrieb gewählt? 

Der E-Antriebsstrang hat eine hohe Gesamteffizienz. Außerdem ist er im Fahrradbereich stark verbreitet. Das bietet große Vorteile mit Blick auf Zulassung, Kosten, Service und Marktakzeptanz. Andere Antriebsarten sind im Fahrradbereich wenig erprobt. Wir setzen übrigens auf einen Lithium-Eisenphosphat-Akku, der langlebiger, sicherer und besser recyclebar ist als ein Lithium-NMC-Akku.

Lädt die Batterie mit Solarkraft auch während des Betriebs?

Das Solardach befindet sich noch in der Entwicklung. Da unser System auf Sicherheit ausgelegt ist, ist derzeit noch offen, in welchem Modus geladen wird. Möglicherweise lädt das System nur im Stand, da Fahrzeuge aber deutlich mehr stehen als fahren, ist im Normalfall dennoch ausreichend Ladezeit vorhanden.  

Wie lang dauert es, bis die Batterie zu 100% geladen ist? Funktioniert das Laden nur mit den Solarpanels oder auch an herkömmlichen EV-Ladepunkten?

Geladen werden kann die Batterie an jeder normalen Haushaltssteckdose. Sie ist dafür einfach aus dem Hopper zu nehmen und wieder einzustecken. Für eine volle Ladung braucht die Batterie mit dem Standardladegerät etwa 5 bis 6 Stunden. Wenn man also morgens ins Büro oder abends nach Hause kommt, hat man zum Feierabend oder eben am nächsten Morgen wieder einen vollen Akku. Perspektivisch sind aber sowohl ein Schnellladegerät als auch ein Anschluss zum Laden an EV-Ladepunkten denkbar.

Seht ihr die Kombination aus E-Antrieb und Solarkraft als zukunftsweisend oder könnt ihr euch noch andere nachhaltige Kombinationen vorstellen, die im Hopper zum Einsatz kommen könnten?  

Grundsätzlich ist der Hopper als Fahrrad schon sehr sparsam. Das Solardach liefert zusätzlichen nachhaltigen Strom. Das ist aus unserer Sicht ein tolles Modell, das wir gerne weiter vorantreiben.  

Könnt ihr euch vorstellen, dass Hopper ein Vorbild für die Automobilbranche sein kann und dass künftig Autos nach ähnlichem Prinzip konzeptioniert werden? 

Die Tendenz beim Auto geht ja eher dahin, dass diese immer größer werden. Gleichzeitig wächst in der Lücke zwischen Zweirad und Automobil ein eher neues Segment, der Bereich der Mikromobilität, in dem wir uns auch verorten. Dieses Feld ist sehr stark in Bewegung mit ständig neuen Fahrzeugtypen und Playern – und mit sehr starkem Wachstum. Mit Blick auf volle Straßen und die Notwendigkeit auch im Verkehrssektor etwa mit Blick auf das Klima etwas zu unternehmen, ist das sicher wünschenswert und spannend. Wenn sich die Automobilindustrie dort umschaut, freut uns das.

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Wie trägt Hopper zu einem nachhaltigeren Stadtbild bei?

Gerade in der Stadt werden Autos für kurze Wege benutzt: kurz zum Einkaufen, ins Fitnessstudio, die Kinder in den Kindergarten bringen oder an den Arbeitsplatz am anderen Ende der Stadt. Das alles geht mit dem Hopper auch. Aber der Hopper produziert bis zu 90 % weniger CO2 als ein E-Stadtauto. Hinzu kommt sein geringer Platzbedarf: Auf einen Parkplatz passen vier Hopper, oder anders gesagt, wenn vier Autos durch vier Hopper ersetzt werden, werden drei Parkplätze frei für Bäume, Parkbänke, Grünflächen, Spielplätze. Und durch seine Kompaktheit, Wendigkeit und niedrigere Höchstgeschwindigkeit eignet sich der Hopper besser für gemischt genutzte Flächen, wie verkehrsberuhigte Zonen, die in immer mehr Städten ausgebaut werden.

Dafür ist ja sicherlich nicht nur der Antrieb der Antrieb verantwortlich, sondern auch das Design. Was macht Hopper dabei einzigartig?

Wir haben großen Wert auf das Design gelegt, weil wir glauben, dass der Hopper nicht nur durch Funktionalität eine Alternative für Alltagsmobilität wird, sondern dass auch das Emotionale eine ganz große Rolle spielt. Die Form, die ans Auto angelehnt ist, ist dabei wichtig, aber auch eine breite Palette an Farben, in denen der Hopper verfügbar sein wird.  

Der Innenraum als Hommage an das Auto @Hopper Mobility

Wie sicher ist Hopper im Vergleich zum Auto? Kann man rein technisch auch schneller als 25 km/h fahren oder ist es aus Sicherheitsgründen gedrosselt?

Was das Thema Sicherheit der Insassen angeht, ist der Vergleich mit dem Auto schwierig. Das Auto ist schließlich für ganz andere Höchstgeschwindigkeiten konstruiert. Der Hopper verfügt also nicht über Airbags oder Gurte. Muss er aber auch nicht. Durch die gänzlich geschlossene Karosserie ist man im Hopper besser geschützt als auf einem Fahrrad bei gleicher Geschwindigkeit und für Kinder entwickeln wir gerade Kindersitze, um deren Sicherheit zu gewährleisten.

Schneller als 25 km/h kann man mit dem Hopper mit Motorantrieb nicht unterwegs sein. Das ist die maximal zugelassene Geschwindigkeit, bis zu der der Motor bei einem Pedelec unterstützen darf.

Braucht man dafür einen Führerschein? Darf man nur Straßen oder auch andere Wege befahren? Ist es beispielsweise auch auf dem Land einsetzbar?

Der Hopper ist ein Fahrrad und es gelten die gleichen Regeln wie beim Fahrrad. Man braucht also keinen Führerschein und man darf bzw. muss in einigen Fällen auf dem Radweg fahren.

Seine größten Vorteile wie Wendigkeit, Ausweichen auf den Radweg oder die einfache Parkplatzsuche, spielt der Hopper in der Stadt aus. Aber auch auf dem Land kann der Hopper gut funktionieren. Auch dort wollen viele Menschen auf das Auto verzichten, aber auch trocken von A nach B kommen. Der Nahverkehr ist oft zu schlecht ausgebaut, um hier eine Alternative zu sein. Wir bekommen auch viele Anfragen von Menschen, die auf dem Land wohnen und den Hopper gerne für die Fahrt in die Arbeit nutzen wollen. Teilweise fahren sie jetzt schon 20, 25 Kilometer pro Richtung mit dem E-Bike und möchten das in Zukunft mit Dach über dem Kopf machen.

Ist Hopper barrierefrei nutzbar?

Der Hopper ist nicht gänzlich barrierefrei. Die Pedale müssen etwa immer getreten werden, damit der Motor Vortrieb erzeugen kann, das ist eine Voraussetzung, dass der Hopper als Fahrrad gilt. Auch das Ein- und Aussteigen ist zwar nicht schwieriger als bei einem Auto, aber wird sicher nicht für jede und jeden machbar sein. Dennoch gibt es sicher viele Menschen mit Einschränkungen, die den Hopper gut nutzen können, etwa weil sie keinen Führerschein machen können, der Hopper langsamer unterwegs ist als andere Verkehrsmittel oder dank seiner drei Räder nicht umkippt, wie ein klassisches Fahrrad. Wir sind auch mit potentiellen Partnern im Gespräch, die den Hopper für eingeschränkte Menschen nochmal ein wenig aufbereiten und so noch mehr Menschen Zugang zu Mobilität verschaffen wollen. Gerne kann man den Hopper an unseren Standorten auch bald selbst testen.    

Wird es in Zukunft noch weitere Modelle oder ähnliche Adaptionen geben?  

Wir befinden uns noch in der Pilotphase, für die wir gerade eine Pilotserie von 30 Fahrzeugen produzieren und zum Einsatz bringen. Diese erfolgreich abzuschließen und in die Serie zu überführen ist unser erstes Ziel. Momentan planen wir, dass wir Mitte kommenden Jahres mit der Serienproduktion beginnen.

Zu welchem Preis wird es erhältlich sein und welche Finanzierungsmodelle wird es geben?

Der Preis steht noch nicht final fest, er wird sich aber im Bereich von 13.000 bis 14.000 Euro bewegen. Direktkauf wird natürlich möglich sein, wir möchten aber auch mit ausgewählten Händlern sowohl aus dem Fahrrad- als auch aus dem Automobilbereich zusammenarbeiten. Für Privatkunden wollen wir Dienstradleasing und perspektivisch auch eine Finanzierung anbieten. Für Unternehmen planen wir zudem, ein Leasingmodell anzubieten.

Wo sind Probefahrten möglich?

Probefahrten an unseren Standorten in Hamburg, Augsburg und möglicherweise München werden in Kürze nach Absprache möglich sein. Zudem werden wir mit dem Hopper auch immer wieder auf Events in ganz Deutschland präsent sein. Wer an einer Probefahrt interessiert ist, abonniert am besten unseren Newsletter oder schreibt uns direkt an kontakt@hopper-mobility.com.

Warum wurden als Pilotstädte Augsburg, Eindhoven und Danzig im Rahmen eines EU-Projekts ausgewählt?

Die Kooperation mit den Städten Augsburg, Eindhoven und Danzig findet im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts mit dem EIT (European Institute of Innovation & Technology) statt. Wir haben Hopper Mobility in Augsburg gegründet, da lag es nahe, dass Augsburg mit an Bord ist. Eindhoven ist natürlich als Stadt im Fahrradland Niederlande sehr interessant und mit Danzig kommt eine Stadt hinzu, die ebenfalls eine erstaunlich gut ausgebaute Fahrradinfrastruktur hat und die das Fahrrad gerade für Unternehmen attraktiver machen möchte.

Wie innovativ und zukunftsfähig schätzt ihr die Automobilbranche in Deutschland ein? Wie passt ein Hopper da in das Konzept?

Wir sind keine Experten für die Automobilbranche. Wir glauben aber auch gar nicht so sehr, dass es hier um Automobilbranche, Fahrradbranche oder Mikromobilitätsbranche geht. Es geht darum, dass Menschen mobil sein möchten und müssen und das auf ganz unterschiedliche Art und Weise auch sind. Umso mehr Angebote es da gibt, die nachhaltiges und entspanntes Pendeln oder Reisen ermöglichen, desto besser ist es. In den letzten Jahren sind in Deutschland viele spannende Konzepte entstanden und Ideen entwickelt worden, aber auch in anderen Ländern tut sich was in diese Richtung und das ist hoffentlich gut für uns alle.

VEHICULUM ist schon jetzt überzeugt, dass Fahrzeugkonzepte wie der Hopper in Zukunft eine immer größere Rolle in der Alltagsmobilität spielen werden. Weitere Informationen finden Sie bei Hopper Mobility.

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Jenny Hanisch
Content Managerin & Copywriterin

Den Fortschritt nicht nur denken, sondern mitgestalten und dabei Transformation wie Tradition leben. Themen am Puls der Zeit liegen mir besonders am Herzen, um Vision und Realität auf den Punkt zu bringen.

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